Tag 330. übertrieben

›Also‹, dachte er, ›wenn ich es ihr erzählen könnte, würde sie gar nicht staunen. Man arbeitet so übertrieben im Amt, daß man dann sogar zu müde ist, um seine Ferien gut zu genießen. Aber durch alle Arbeit erlangt man noch keinen Anspruch darauf, von allen mit Liebe behandelt zu werden, vielmehr ist man allein, gänzlich fremd und nur Gegenstand der Neugierde. Und solange du man sagst an Stelle von ich, ist es nichts und man kann diese Geschichte aufsagen, sobald du aber dir eingestehst, daß du selbst es bist, dann wirst du förmlich durchbohrt und bist entsetzt.‹

Franz Kafka, Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande

13 Kommentare

  1. „Aber durch alle Arbeit erlangt man noch keinen Anspruch darauf, von allen mit Liebe behandelt zu werden“ Da will man gerade unterschreiben und denkt, das hätte ich auch so sagen können, aber dann kommt dieser zweite Teil „vielmehr ist man allein, gänzlich fremd und nur Gegenstand der Neugierde“ und schon hat er einen Gedanken mehr, packt mich, während ich lese am Kragen und hält mich auf. Nicht so schnell, mit dem Satz bist du ja noch gar nicht fertig.

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