Tag 548. Weinflaschenstöpselfabrikant.

Da der Pfarrer leicht betrunken gewesen war, hatte seine weihevolle Amtshandlung etwas Improvisiertes … Als er aber auf dem Höhepunkt der Handlung gewesen war, wo er die Brautleute zu fragen hat, ob sie gewillt sind, einander das berühmte Jawort zu geben, hatte er den Namen der Braut vergessen gehabt und nach einer langen, auffälligen Pause laut um Hilfe gerufen, nämlich um den Namen der Braut, den ihm daraufhin mein Vater recht forsch zugerufen hat, was augenblicklich ein schallendes Gelächter in der Kapelle und im ganzen Vorhaus bewirkt hatte. Da er auch den Namen des Bräutigams nicht behalten hatte, musste er auch um diesen bitten und mein Vater warf ihm, jetzt aber bereits wütend geworden, auch diesen Namen zu, worauf ein noch schallenderes Gelächter in der Kapelle und im Vorhaus ausgebrochen war, als bei der ersten geistlichen Gedächtnisschwäche. Ich hatte bei dieser Gelegenheit gute Lust gehabt, anstatt des Namens meines zukünftigen Schwagers, einfach das Wort Weinflaschenstöpselfabrikant über die Köpfe in die Kapelle hineinzurufen, aber ich hatte mich im allerletzten Moment beherrschen können. Diese Niedertracht meinerseits ist also mein Geheimnis geblieben, dachte ich.

Thomas Bernhard, Auslöschung

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